Das Kinderheim

Unser Erlenbusch liegt inmitten des beschaulichen Klöpperparks in Hamburg Volksdorf, umringt von großen Eichen und herrlicher Natur. Hier können sich beim Spazierengehen die Wege von Rehwild und Spaziergängern schon mal kreuzen.

Geschichte des Erlenbusch Kinderheims

1931 erwarb, die damals noch in Berlin ansässige Hilde Wulff das Klöppersche Landhaus und nannte es fortan „Kinderheim im Erlenbusch“. Da Hilde Wulff selbst in ihrer Kindheit an Kinderlähmung erkrankte und deshalb erst auf ihr hartnäckiges Drängen hin, sehr spät, im Alter von 15 Jahren Schulunterricht erhielt, wurde die Schulpflicht für behinderte Kinder zu einem ihrer Lebensziele. Ihren Wunsch, eine Ausbildung zur Wohlfahrtspflegerin zu machen, erfüllte sie sich in den Jahren 1921 bis 1931, zeitgleich im Jahr 1928 gründete sie die Krüppelfürsorge und Wohlfahrts GmbH, welche die Möglichkeiten zum Schulunterricht für Behinderte fördern sollte. Frau Wulff hat sich weit über die Grenzen Hamburgs hinaus um die Behindertenfürsorge sehr verdient gemacht. In den Erlenbusch übersiedelte Frau Wulff dann im Jahr 1935, um sich dem nationalsozialistischen Focus so gut es ging zu entziehen. Die zehn ihr damals anvertrauten Kinder besuchten, sofern es ihre Behinderungen zuließen, die Schule an den Teichwiesen, oder wurden direkt im Erlenbusch unterrichtet. Zeitzeugen berichten, es sei recht streng zugegangen, aber auch liebevoll und gerecht. Frau Wulff legte größten Wert auf die Menschlichkeit! In der Entwicklung „ihrer“ Kinder sollte diese immer eine große Rolle spielen. Stets achtete sie auf Werte wie gegenseitige Unterstützung und Rücksichtnahme! Im christlichen Sinne und über die Bildung hinaus wohl erzogen, sollten die Kinder hier aufwachsen. Medizinisch und mit Hilfsmitteln, immer nach den damaligen Möglichkeiten, bestens betreut und versorgt. Für die Kinder wurden im Erlenbusch sogar Tiere gehalten, deren Versorgung die Kinder nach ihren Möglichkeiten übernahmen. Dazu berichtet ein Ehemaliger die lustige Geschichte von einem zänkischen und beißenden Hahn, welcher nach völliger Ausreizung jeglicher Gutmütigkeit, dann zur Hauptzutat einer Hühnersuppe wurde. Heute gibt es hier leider keine zugehörigen Tiere mehr (nur die Therapiepferde, aber die wohnen außerhalb), nur was den Erlenbusch damals schon zu etwas Besonderem für die Kinder und Jugendlichen gemacht hat, lebt bis in diese Tage bei uns, der gute Geist des Erlenbusch.

Hilde WulffIm Jahr 1964 übertrug Hilde Wulff den Erlenbusch an die Martha Stiftung, um sicherzustellen, dass diese wundervolle Einrichtung in ihrem Sinne so weitergeführt werden würde. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1972 lebte und wirkte Frau Wulff im Haus. Zu ihrer Nachfolge bestimmte sie aus einer bereits langjährigen Zusammenarbeit Frau Ruth Lüsebrink, danach folgen ihnen Frau Ruth Höhnel und die heutige Leitung, Frau Susanne Okroy.

Der Erlenbusch heute

Natürlich haben sich die Zeiten verändert, so sind die Behinderungsbilder der Kinder hier sehr viel schwerer geworden als zur damaligen Zeit. 85 % sitzen im Rollstuhl und alle werden für die Zeit ihres Lebens auf fremde Hilfe angewiesen sein. Viele der „Erlenbuschler“ leiden unter Epilepsie, sind kognitiv sehr eingeschränkt und können nicht einmal allein essen. So ist ein Spaziergang keine einfache Selbstverständlichkeit, denn die Kinder müssen erst gewickelt und angezogen werden, dafür muss aber die Zeit da sein, denn die Versorgung der anderen Kinder muss weiterhin gewährleistet sein!

Dennoch leben die Kinder und Jugendlichen hier wie damals in einer sehr familiären Atmosphäre, beschützt und behütet durch ihre Betreuer in der Gruppe. Darüber hinaus hat jeder „Erlenbuschler“ einen Bezugsbetreuer, welcher sich um die Belange seines Schützlings kümmert. Dieser koordiniert und kommuniziert alles um dieses Kind herum. Während der regulären Dienstzeit ist ein Betreuer für jeweils 3-4 Kinder verantwortlich. Es werden zusammen die Mahlzeiten eingenommen, die Körperpflege gemacht und die Vorbereitungen für den nächsten Tag müssen auch getroffen werden. Außerdem werden im Haus verschiedenste Therapien und die Hilfsmittelversorgung mit einem hauseigenes Therapeutenteam durchgeführt, welches aus 3 Physios und 2 Ergos besteht. Während der Nacht ist da eine zweiköpfige Wache und passt auf die Schlafenden auf.

Die noch nicht schulpflichtigen Kinder, werden im hauseigenen Kindergarten durch ein 3-köpfiges Frühförderungsteam ganz individuell, nach ihren Fähigkeiten gefördert und so der bestmögliche Start ins Leben sichergestellt. Natürlich, auch noch wie zu Frau Wulffs Zeiten, gibt es einen eigenen Hauswirtschaftsbereich. Unsere geliebte Küche! Die Wäsche- und Hausreinigung sowie einen Hausmeister, die Verwaltung und unsere Leitung.

Unsere „Erlenbuschler“, von denen viele gar keinen Kontakt mehr zur eigenen Familie haben, bekommen hier die Liebe und Fürsorge die sie benötigen, um in diesem Sinne aufwachsen zu können. Immer noch wird der allergrößte Wert auf eine gute Hilfsmittelversorgung und Ernährung gelegt, doch der finanzielle Spielraum der Einrichtung leidet sehr unter der heute üblichen Kostenzange. So bleiben keine Beträge für die Freizeitgestaltung der „Erlenbuschler“ stehen, keine Finanzierung der so wichtigen Reit- und Hundetherapie und auch die Erfüllung vieler kleiner Einzelwünsche wäre so nicht mehr zu bewältigen. Ganz abgesehen von den sogenannten Glücksbringer Stunden. Sie sind den Betreuern ein ganz wichtiges Anliegen, denn hier haben sie endlich Zeit mit ihrem Bezugskind etwas Schönes zu unternehmen und diesem Kind ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Diese so wichtigen Extrastunden sowie alle anderen Projekte werden ausschließlich durch die Spendengelder des Förderkreis Erlenbusch e.V. finanziert. Für die Betreuer hängt ein roter Briefkasten des Förderkreises im Haus, hier können jederzeit alle Wünsche an uns eingeworfen werden. Dank der Glücksbringer des Förderkreises, unserer liebevollen Spender also, erleben alle „Erlenbuschler“ auch über die Pflege und Therapie hinaus, eine kindgerechte und für gesunde Kinder normale, alltägliche Tagesfreizeit. Einfach schöne Tage!